Knapp 300 Jahre liegt nun der Ursprung des Familienbetriebs der Häfner-/Töpfersippe Schmidt zurück. Damals noch im nassauischen Breitscheid (Westerwald) begann Michael Philipp Schmidt als Häfnermeister, das alte Handwerk auszuüben. Von 1711 bis 1972 war die „Häfnerei“ (die ältere Bezeichnung für Töpfer in Hessen und Nassau) dort als eigenständiges Handwerk vertreten. In diesem Zeitraum war auch die Familie Schmidt, die dort seit 1532 nachgewiesen ist, mit etwa vierzig Meistern und Gesellen am Handwerk beteiligt. Nachdem im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die Zünfte im damaligen Herzogtum Nassau aufgelöst wurden, nahm die Häfnerei in Breitscheid so stark zu, dass nicht mehr alle Meister die Selbstständigkeit beibehalten konnten und einige abwanderten. Als ein reichhaltiges Tonvorkommen im Oberdreiser Wald gefunden wurde, zog Johannes Peter Schmidt, ein Urenkel des Michael Philipp Schmidt, 1835 nach Oberdreis und eröffnete dort die heutige Töpferei Schmidt. Im September 2010, also 175 Jahre später, feierte der seit 1981 von Töpfermeister Hans-Werner Schmidt geführte Familienbetrieb ein beachtliches Jubiläum.

Wie das Töpferhandwerk hat sich auch die Töpferei Schmidt im Laufe der Zeit etlichen Wandlungen und Veränderungen unterzogen. Für viele Vorgänge stehen heute Maschinen und andere Hilfsmittel zur Verfügung, wie zum Beispiel Pressen für die Produktion von Blumentöpfen, Bechern und Tellern. Die meisten Stücke werden jedoch in Handarbeit an insgesamt vier elektrisch betriebenen Töpferscheiben gefertigt. Diese hat die Holztöpferscheibe mit Fußbetrieb abgelöst, nicht jedoch aus der Werkstatt verdrängt, denn zum Bemalen leistet das Exemplar, welches schon seit über hundert Jahren zum Betriebsinventar gehört, dem Töpfer immer noch zuverlässig seinen Dienst. Bemalt wird die Töpferware nach dem Trocknen mithilfe eines sogenannten Malhörnchens, einem Tongefäß mit befestigtem Federkiel; diese Art der Malerei stammt noch aus früheren Jahrhunderten, ebenso wurden traditionelle Muster beibehalten. Nach Färbung und Bemalung werden die Stücke mit einer Transparentglasur überzogen und sind dann fertig für den elektrischen Brennofen, wo sie bei einer Temperatur von 1220°C gebrannt werden. Individuelle Kundenwünsche werden nach Möglichkeit gerne berücksichtigt.

Aufgrund sehr hoher Nachfrage und guter Auftragslage wurde 1981/82 ein neues Gebäude errichtet, in dem sich außer größerer Werkstatts- und Ladenflächen auch die Wohnräume der Familie Schmidt, sowie Mietwohnungen befinden. 1985 konnte hier dann auch das 150-jährige Betriebsbestehen gefeiert werden. Seit Dezember 1995 befindet sich außerdem eine Filiale der Deutschen Post im Verkaufsraum, die nicht nur für die Oberdreiser Bevölkerung einen wichtigen Anlaufpunkt darstellt.